frederik-art-vision

 Zur Arbeit

  • Material:
    Steatit, Kalkstein, Holz, Metalle, Schrott, Wegwerf- (Abfall-)produkte unserer Gesellschaft, Ton zur Anfertigung von Modellen für Objekte
     
  • Werkzeuge zur Steinbearbeitung:
    Raspeln, Feilen, Stockerhämmer, Bohrer, Spezialwerkzeuge, Meißel, Polierschwämme, Stahlwolle, z. T. elektrisch betriebene Schleifgeräte
     
  • Frederik Egold geht in unterschiedlicher Weise an seine Arbeit heran:
  •  (1)Am Anfang war das Material:

     Er lässt sich durch das Material inspirieren. Beispiele: Klanggewächs,
     Licht aus der Dose, Elefant, Fantasietier,  aber auch: Blinder, Zwei usw.

    (2)   Am Anfang war ich:

    Das Gefühl, die Gedankenwelt, das Erlebnis. Beispiele: tote Ritter, Schamane, Geist der Flüsse, Ronneburggeist, Drachentöter, Drache aus
    Schiffs-/LKW-Motor und anderen Schrott-teilen, Klang-Baum usw. , Ideen zur Landschaftsgestaltung (Seen und Wälder in welchen  seine Skulpturen herumgeistern)  usw.

    Seine Botschaft


     In allen seinen Arbeiten kommt seine Liebe zum Leben und seine Verachtung und Ablehnung  der Zerstörung jeglichen Lebens sowie seine Angst vor der Vernichtung, Verstümmelung, Beschädigung von „Leben“ zum Ausdruck. Tod und Verletzung, Verletzbarkeit, Unvollkommenheit des Menschen , die eigene Unvollkommenheit und  die Angst vor weiteren eigen Verletzungen oder gar dem Tod sowie Verlusten (von Menschen, Gegenständen usw.), all dies ertragbar und am liebsten Ungeschehen zu machen - nichts soll sterben, getötet, verwundet ,verletzt oder verloren werden , auch nicht der schlimmste Verbrecher - ; diese tiefverwurzelte humane Sehnsucht, prägt/prägen durchgängig Frederiks Arbeiten, auch wenn diese nicht Produkt rationaler Konstruktion sind, so sind sie doch seine Form des Verarbeitens seines eigenen Leidens und des Leidens anderer, an dem er auch leidet (z. B. vergaste Behinderte und Juden im Dritten Reich, getötete Soldaten, Indianer, Cowboys, Ritter, ausgerottete Tierarten, vernichtete Wälder usw.) . Diese Sehnsucht nach Unvergänglichkeit und Unverletzbarkeit in einer vergänglichen und so sehr verletzlichen und verletzenden Welt (Umwelt) findet in den Arbeiten ihren Niederschlag....

    Er ist gerade besessen davon, alles bewahren und erhalten zu wollen.

    “Ich komme
    in Demut
    mit Liebe im Herzen und
    Friede in den Gedanken um
    Harmonie auf Mutter Erde zu bringen“.

    Mit dieser indianischen Botschaft, seines Blutsbruders Xokomoschtl, des letzten lebenden Atztekenhäuptlings könnte man seine Lebenseinstellung beschreiben.

    – Frederik Egold lernte Xokomochtl in Frankfurt a. M. vor einigen Jahren persönlich kennen, als dieser Europa mit einigen seiner Stammesschwestern und –brüdern bereiste, um für die Rückkehr des von Europäern geraubten Atztekenschatzes zu werben. Frederik Egold konnte hier erstmals erleben, wie ungezwungen, akzeptierend , respektvoll, einfühlsam (zunächst) fremde Menschen mit ihm, einem Schwerbehinderten, „umgehen“. Die Freundschaft wurde mit der „Blutsbrüderschaft“ zum Ausdruck gebracht.
    Dieses Erlebnis festigte Frederik Egolds tiefe Verbundenheit mit „indianischer Lebensweise“. -  

    Kriege, die Vernichtung von Menschen und Natur, die in Skulpturen wie tote Ritter, Drachentöter, Geist der Flüsse, Holz des Lebens, Schamane u.a. künstlerisch verarbeitet werden, lösen bei ihm häufig derartige Gefühlsreaktionen aus,  dass sie mit Alpträumen, Anfällen, ekstatischem Arbeiten, hektischem verbalen Kommunizieren usw.  verbunden sind. 

    Seine Gedanken und Gefühle  sind häufig viel schneller als seine Zunge und beträchtlich komplexer, verschlungener , weitsichtiger, „intelligenter“, sensibler als ihm dies sein Sprachvermögen  erlaubt auszudrücken. 

    So sprachlos er oftmals selbst ist, seine Arbeiten sind es nicht! 

    Sie regen den Rezipienten an, mit und durch die Objekte zu kommunizieren: 

    Die Löcher – Durchdringungen – seiner Stein-Skulpturen laden dazu ein, sich durch sie die Hand zu reichen, mit ihnen Klänge zu erzeugen, mit ihnen zu spielen,  so wie er das selbst zu tun pflegt.
    Seine Stahlobjekte sollen nach seinen Vorstellungen die Betrachter anregen, mit ihnen Klänge zu erzeugen und zu musizieren – sie sind Klangplastiken. 

    Dadurch sollen seine Skulpturen/Objekte nach seiner Ansicht zum Sprechen erweckt werden, das ausdrücken, was er sprachlich nicht auszudrücken vermag!

     Seine Einstellung zu seiner Arbeit und zur Kunst

     Seine Arbeit ist für ihn Leben. Ohne sie ist er nicht lebensfähig, sie ist für ihn so bedeutsam wie essen und trinken. Nicht mehr, nicht weniger.

     Es ist für ihn wichtig, dass seine Arbeit und die Ergebnisse seiner Arbeit genauso respektiert werden wie die Arbeiten jedes anderen Berufskünstlers auch.

     Er schätzt es, wenn andere seine Arbeiten schätzen und sie kaufen, aber er verabscheut den Vernissagerummel und er verabscheut es, wenn andere in seiner Gegenwart über ihn und seine Arbeiten für ihn Unverständliches oder für ihn Belangloses, Falsches reden, insbesondere dann, wenn sie sich ihm nicht „vorgestellt“ haben, er nicht weiß, wer sie sind und was sie mit ihm beabsichtigen.

    Er liebt es, mit anderen Künstlern zu kommunizieren und zu arbeiten , insbesondere dann, wenn sie ebenfalls gehandicapt sind wie er und sie ihm gegenüber – so wie er mit ihnen - akzeptierend und verständnisvoll umgehen.

      Probleme, Ängste, Wünsche, Hoffnungen
     

    Derzeit hat Frederik Egold keine Möglichkeit mit anderen mehrfachbehinderten Künstlern zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren.

     Er arbeitet  die meiste Zeit in seinem Atelier, in seiner Werkstatt in Limeshain und darüber hinaus in der Werkstattgalerie 37 der Stiftung Blindenanstalt. Dort ist er der einzige schwerstmehrfachbehinderte Künstler, der seine Tätigkeit als Beruf ausübt.  

    Zudem ist er in Hessen der einzige mehrfachbehinderte Künstler, dem es nach langem Kampf ermöglicht wurde, als Künstler tätig zu sein, deutschlandweit ist er der einzige mehrfachbehinderte blinde Künstler, dem man eine derartige Tätigkeit erlaubt. 

    De facto gibt es in Hessen für mehrfachbehinderte Künstler ein Berufsverbot, da es, im Gegensatz zu anderen Bundesländern keine Werkstätten/Ateliers gibt, in der dieser Personenkreis seinem Beruf nachgehen könnte – in Hessen werden sie in Werkstätten für Behinderte zu „industriellen Tätigkeiten“ angehalten..

    Der Wunsch von Frederik Egold ist es, in einem Atelier, einer Werkstatt, in seiner Wohnumgebung in Frankfurt a. M. oder in der Wetterau mit anderen (mehrfach-) behinderten Künstlern als Berufskünstler zusammenzuarbeiten und in einer Wohneinrichtung – die es in Hessen ebenfalls nicht gibt – zusammenzuleben. – so wie es in Bayern, Baden-Württemberg u.a. möglich ist.
    Diese Wünsche und Hoffnungen sind aber erloschen, da die Krankheit NCL ihm immer stärker zusetzt .

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